Donnerstag, 23. Mai 2013

Condor A350 - reloaded


Was habe ich mich geärgert, dass ich meine erste Condor A350 verkauft habe. Ich hatte sie innerhalb von einigen Monaten in einen  Top-Zustand gebracht, Motor komplett offen, wirklich alles, was wichtig war an Lagern gewechselt, Zylinderkopf von Spezialisten überholen lassen, Tank (neu) dran montiert. Kette, Kranz und Ritzel neu, Gepäckträger (neu) gekauft. Einfach alles an dieser Maschine war top. Und dann, es muss in einer Art Vollrausch passiert sein, habe ich sie verkümmelt, völlig unter Wert. Im nachhinein hätte ich mich des öfteren einfach in den Arsch beissen können. Leider (oder zum Glück...) ist das bei mir anatomisch nicht möglich :-) . Ich glaube, fast jedem Moppedfahrer ist sowas schon ein oder mehrere Male passiert. Allein, das war auch kein Trost!  Nun, das Rad kann ich leider nicht zurückdrehen, so habe ich mich halt auf die Suche nach einer neuen A350 gemacht. Und natürlich wurde ich bald auch fündig. Es war ein Schweiz-Holland-Deutschland Import/Export. Den günstigen Preis habe ich dann mit einer ewig langwierigen und teuren TüV-Vollabnahme-Aktion kompensiert. Ich möchte gar nicht alles erwähnen, was mir am TüV-'Sachverstand' sauer aufgestossen ist. Aber diese eine Anekdote muss ich doch loswerden:

Der TüV-Schwachverständige zu mir: 'Huch, ich habe noch nie ein argentinisches Motorrad gesehen!' Ich musste kurz darüber nachdenken, was das Hirni überhaupt meinte. Dann kam ich darauf, dass er auf das Condor-Emblem auf dem Tank und den Namen Condor anspielte. Er konnte sich wahrscheinlich an das Lied El Condor pasa erinnern...Dafür fiel mir fast die Kinnlade runter ob dieser Aussage. Ich konnte nur noch knapp erwidern: 'Ich habe auch noch kein Mopped aus Argentinien gesehen!!!'


Es gäbe da noch einiges zu schreiben, was den TüV-Stempel völlig unsinnig teuer hat werden lassen. Da aber mein Blutdruck eh nicht so dolle ist, breite ich hiermit das Mäntelchen des vornehmen Schweigens über diese Aktion.

Ich bin jedoch gerne bereit, Leuten mit Schwierigkeiten bei der Vollabnahme weiter zu helfen. Hauptsache dabei ist, dass ihr einen Tüv-Menschen mit Kenntnissen bereits kennt, ....und der auch noch ein gewisses Faible für Oldtimer hat. Ich habe hier leider keinen kennengelernt, obwohl ich mir sicher bin, dass es sowas auch im Landkreis KLE geben muss. Was man sich in der Stadt Kleve so an TüV-Leuten leistet, nun ja, wie soll ich es höflich ausdrücken? Damit kann man keinen Blumentopf gewinnen!

Wie auch immer, endlich habe ich meine Condor (sie hört auf den Namen Vreni) wieder.



Warum muss es aber die Condor sein und keine andere? Dafür gibt es viele Gründe...

1. Oldtimer finde ich ja sowieso cooler als die neuen Plastik-Bomben, wo man sich oft fragt, was die    Entwickler da für ein Zeug geraucht haben....

2. Wenn schon Oldtimer, dann aber etwas, was ein problemloses Fahrverhalten aufweist. Da ist die Condor erste Wahl sowohl in Bezug auf Motorleistung, um im heutigen dichten Verkehr mitschwimmen zu können, als auch von den guten Trommelbremsen um die Fuhre wieder zum Halten zu kriegen.

3. Die Maschine aus der Schweiz ist in Deutschland einigermassen selten, ich muss nicht nach dem Kennzeichen schauen, um herauszufinden, ob es mein Mopped ist. Trotzdem ist sie nicht so selten, dass sie siehe Punkt 4....

4. Die Teileverfügbarkeit ist absolut gewährleistet. Man kriegt nach wie vor fast alles neu, vor allem die Ducati-Scrambler-Teile sind alle verfügbar. Und die Preisgestaltung ist meist moderat.

5. Weil der Motor stark gedrosselt ist, kann er auch gar nicht so extrem belastet werden, was wiederum auch Kette/Kranz/Ritzel schont. Alles in allem tut diese Maschine dem Geldbeutel sehr gut!!

6. Ein Wocheneinkauf für die ganze Familie ist bequem verstaubar in den originalen Packtaschen, welche auch sehr strapazierfähig und spritzwasserdicht sind. Was nicht in den Packtaschen Platz findet, wird auf den Gepäckträger draufgepackt.

7. Ich habe mich an einer modernen Einzylinder-BMW bis zu dem Doppelvergaser vorgearbeitet. Da ich leider kein Gynäkologe bin, habe ich mir fast die Pfoten gebrochen, bis ich am Ziel war. Sowas passiert an meiner Condor einfach nicht. Sämtliche Technik ist einfach zu erreichen. Innert kürzester Zeit ist ein Vergaser demontiert, gereinigt... Und die Erreichbarkeit sämtlicher sonstiger Technik ist genau so einfach gegeben.

8. Nun ja, kein Argument für jemanden aus Deutschland: Aber als kleiner Heimweh-Schweizer ist es doch irgendwie eine kleine Verbindung zu meiner alten Heimat....

Ein klitzekeleiner Wermutstropfen ist allerdings die Sitzbank, welche von der Schweizer Armee wohl eher als Folterinstrument denn als Gesässunterlage konzipiert wurde. Aber: Wem es nicht gefällt, kann ja auch was anderes (wenn möglich besseres) montieren.


                                                 Das Folterinstrument im Bild:

                     





Wer noch weitere Fragen hat zu dieser letzten in der Schweiz gebauten Grossserienmaschine, kann mich gerne per Mail erreichen.